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D A S Evangelium

(Nach einem Wortdienst von Wolfgang Einert, Nidda)


 

Was ist ein Evangelium?

 

Das griechische Wort bedeutet in unserer Sprache "gute Botschaft" oder "gute Nachricht". Da es durchaus neben all dem Üblen in der Welt auch viele gute Nachrichten gibt, stellt sich die Frage: Was ist die gute Nachricht, was ist das Evangelium?

 

Wenn das Wort Gottes unsere Denk- und Handlungsgrundlage ist, dann gibt es auf diese Frage nur eine Antwort: Jesus Christus!

 

Die gute Nachricht aller guten Nachrichten hat den Gottessohn in Seiner Retterfunktion zum Inhalt. Ohne das Heilshandeln Gottes auf Golgatha wäre nicht nur in diesem Zeitlauf alles der Nichtigkeit oder Eitelkeit unterworfen[1], sondern für immer.

 

Als Grundlage für diese Betrachtung möchte ich ein paar Verse aus dem zweiten Korintherbrief verwenden.

 

2Kor 4:1-7   "Deshalb, da wir diesen Dienst haben, so wie wir Erbarmen erlangten, sind wir nicht entmutigt, sondern wir entsagten uns der verborgenen Dinge der Schande, und wandeln nicht in der Fähigkeit, alles zu wirken, noch verfälschen wir das Wort Gottes, sondern in der Offenbarung der Wahrheit empfehlen wir uns selbst jedem Gewissen der Menschen vor Gott. Wenn aber auch unser Evangelium verhüllt worden ist, ist es in denen verhüllt worden, die verlorengehen, den Ungläubigen, in denen der Gott dieses Äons die Gedanken verblendet hat, damit ihnen der Lichtglanz des Evangeliums der Herrlichkeit des Christus, der Gottes Bild ist, nicht erstrahle. Denn wir verkündigen nicht uns selber, sondern Jesus Christus als Herrn, uns selber aber als eure Sklaven wegen Jesus.  Denn der Gott, der gesagt hat, aus Finsternis wird Licht leuchten, dieser ist in unseren Herzen aufgeleuchtet zum Lichtglanz der Kenntnis der Herrlichkeit Gottes im Angesicht Jesu Christi. Wir haben aber diesen Schatz in irdenen Geräten, auf dass das Übermaß der Vermögenskraft von  Gott sei und nicht aus uns."

 

Im dritten Vers spricht Paulus von "unserem" Evangelium, wenn er sagt: "Wenn aber auch unser Evangelium verhüllt worden ist, ist es in denen verhüllt worden, die verlorengehen,…" Was ist das für ein Evangelium?

 

Beginnend bei Röm 1.1 möchte ich das Wort Gottes an 11 verschiedenen Stellen für diese Definition verwenden. Da Paulus nur das schreibt, was der erhöhte Herr ihm gesagt hat, ist es eigentlich das Wort des Herrn, was wir in seinen Briefen lesen.[2]

 

1. Der Römerbrief beginnt also mit den Worten: "Paulus, Sklave Jesu Christi, berufener Apostel, abgesondert für das Evangelium Gottes, …"[3] Was ist das "Evangelium Gottes" für ein Evangelium? Wir brauchen nicht zu raten oder zu vermuten, sondern nur die nächsten Worte des Briefes zu lesen. In den Versen 3 und 4 erklärt Paulus, dass es den Sohn Gottes betrifft, der ersehen war und aus den Gestorbenen auferstanden ist, und fügt hinzu: "Unser Herr".

 

Wenn Paulus also im o. g. Vers (2Kor 4.3) von "unserem" Evangelium spricht, kommt das nicht nur von ihm und seinen Mitarbeitern, sondern ist das, was er in Römer Kapitel eins deutlich erklärt. Es ist das Evangelium von Christus, der "unser" (aller) Herr ist.

 

2. Ein paar Verse weiter, in Röm 1.9, ruft Paulus Gott zum Zeugen auf und spricht vom "Evangelium seines Sohnes". Was ist denn das für ein Evangelium? Natürlich das gleiche Evangelium wie auch das Evangelium Gottes, von dem übrigens auch Petrus redet.[4]

 

3. In Röm 1.16 lesen wir: "Denn ich schäme mich des Evangeliums nicht, denn es ist Gottes Vermögens-Kraft zur Rettung jedem Glaubenden, dem Juden, außerdem vorher auch dem Hellenen."

Warum ist denn das Evangelium Gottes Vermögens-Kraft (grie. dynamis)? Ohne das Geschehen auf Golgatha und die Auferstehung unseres Herrn hätte Gott kein "Vermögen", Sein Heilsziel zu erreichen, weil die Rechtsgrundlage dafür fehlen würde.

 

4. Am Ende des Römerbriefes schreibt Paulus: "Denn ich werde nicht wagen, etwas zu sprechen, was nicht Christus durch mich gewirkt hat zum Gehorsam der Nationen in Wort und Werk, in Vermögenskraft der Zeichen und Wunder, in Vermögenskraft des Geistes Gottes, so dass ich von Jerusalem und ringsumher bis nach Illyrien das Evangelium des Christus[5] vervollständigt habe." (Röm 15.18,19)

 

Was ist denn das für ein Evangelium, das Christus durch Paulus gewirkt hat? Genau das, was er hier sagt: Das Evangelium des Christus. Im Brief an die Epheser erklärt Paulus, dieses Evangelium betreffend, Folgendes: "… woran ihr als Lesende mein Verständnis in dem Geheimnis des Christus zu bedenken vermögt, das in anderen Generationen den Söhnen der Menschen nicht bekannt gemacht wurde, wie es nun seinen heiligen Aposteln und Propheten im Geist enthüllt wurde, dass die Nationen Miterben sind und Mitleib und Mithaber der Verheißung in Christus Jesus durch das Evangelium, …" (Eph 3.4-6) Seit Golgatha können Juden und Hellenen oder Nationen Miterben der Verheißungen sein. Das war aber kein Alleinwissen des Apostels Paulus, sondern es wurde auch den andern Aposteln und Propheten (s. Mehrzahl) im Geist enthüllt![6]

 

5. In 1Kor 4.15 finden wir Folgendes: "Denn wenn ihr zehntausend Pädagogen in Christus hättet, so jedoch nicht viele Väter; denn in Christus Jesus habe ich euch gezeugt durch das Evangelium."[7]

 

Da das Evangelium Gottes Dynamis ist, geschieht auch die Zeugung oder das Werden hinein in das Wesen Gottes durch dieses Evangelium, das Christus zum Inhalt hat. Es ist derselbe Christus, den auch die übrigen Apostel und Propheten verkündet haben.

 

6. In 2Kor 4.4 lesen wir etwas vom Evangelium der Herrlichkeit des Christus. Da dies der zweite Vers vom heute behandelten Thema ist und er gleich ausführlich behandelt wird, will ich nur so viel sagen: Dieser Vers zielt auf die Göttlichkeit Jesu, und diese Göttlichkeit ist in der Tat ein herrliches Evangelium, denn ohne sie würde der Heilsplan Gottes nicht funktionieren.

 

7. Damit komme ich zum umstrittensten Text zu diesem Thema. Einige Bibelübersetzungen erwecken hier den Eindruck, als gäbe es zwei Evangelien[8]. Wir lesen in Gal 2:6-9 "Von den Angesehenen aber, was sie auch einst waren, ist mir nicht eines durchtragend, da Gott nicht das, was vor Augen ist, von einem Menschen annimmt, denn mir haben die Angesehenen nicht eines zusätzlich unterbreitet, sondern anstatt dessen wahrnehmend, dass mir das Evangelium für die Unbeschnittenheit anvertraut worden ist, so wie Petrus das für die Beschneidung, denn der, der in Petrus innenwirkte zum Apostelamt für die Beschneidung, innenwirkt auch in mir hinein in die Nationen, und als sie die Gnade erkannten, die mir gegeben worden ist, gaben Jakobus und Kephas und Johannes, die, die meinen, Säulen zu sein, mir und Barnabas die rechte Hand der Gemeinschaft, auf dass wir hinein in die Nationen, sie aber hinein in die Beschneidung wirkten."

 

Um dem Gesamtzusammenhang der Schrift und den göttlichen Heilsgedanken zu entsprechen, muss der Genitiv der o.g. Formulierung "Evangelium der Beschneidung" oder "Evangelium der Unbe­schnitten­heit" entsprechend ausgedrückt werden. Es muss daher heißen: "Für die Unbeschnittenheit" oder "für die Beschneidung".[9] Damit wird deutlich, dass es nicht zwei Evangelien sind, sondern zwei verschiedene Empfänger desselben Evangeliums.

 

Als ich vor ca. 30 Jahren noch als Zeuge Jehovas von Haus zu Haus ging, habe ich überwiegend türkisch sprechende Menschen besucht. Mit ihnen musste ich auf ganz besondere Weise reden. Mein Glaube war zwar damals ein anderer als heute, das Prinzip jedoch ist das gleiche. Wenn du mit einem Katholiken über deinen Glauben sprichst, musst du das anders machen als bei einem Mohammedaner. Deine Botschaft ist dieselbe, aber die Art der Darlegung eine andere.

 

Wenn es ein Evangelium der Beschneidung gäbe, müsste das der Bezeichnung nach ja von der Beschneidung handeln. Ein solches Evangelium ist dem NT aber fremd. Die Apostel haben damals eine Gebietsaufteilung vorgenommen, sich aber auch nicht zu 100% daran gehalten. Paulus ging zunächst immer in die Synagogen, und zwar solange, bis es ihm verwehrt wurde. Petrus hingegen kann schreiben: "Und erachtet die Langmut unseres Herrn als Rettung, so wie auch unser geliebter Bruder Paulus euch gemäß der ihm gegebenen Weisheit schrieb, …" (2Ptr 3:15) Den Briefem­pfängern des Petrus hat offensichtlich vorher auch Paulus schon geschrieben.

 

Wie schon oft gesagt: Das  eine Evangelium hat unseren Herrn Jesus Christus zum Inhalt.

 

8. In Eph 1.13 wird es das Evangelium der Rettung genannt. Warum? Der Retter ist Christus. Er ist Mittelpunkt des Evangeliums. Von der gleichen Rettung redet auch Petrus (s.o. 2Ptr 3:15).

 

9. Am Ende des Epheserbriefes, in der Beschreibung der Waffenrüstung, finden wir noch eine Bezeichnung: "… beschuhend die Füße in Bereitschaft des Evangeliums des Friedens,…" (E6.15) Warum "Evangelium des Friedens"? Weil Christus als Mittelpunkt dieses Evangeliums "unser Friede" ist.[10]

 

10. In 2Thes 1.8 nennt es Paulus das Evangelium unseres Herrn Jesus Christus. Dem ist hier wohl nichts mehr hinzuzufügen.

 

11. In 1Tim 1.11 finden wir schließlich noch die Formulierung: "Das Evangelium der Herrlichkeit des glückseligen Gottes." Könnte Gott glückselig sein, wenn der größte Teil Seiner Schöpfung verloren bliebe? Wäre das überhaupt ein "Evangelium"? Das Wort heißt doch "gute Nachricht"! Wo ist die gute Nachricht, wenn die Mehrheit der christlichen Prediger recht hätte, die von einer endlosen Höllenqual reden?

 

Nein! Wenn Gottes Gerichte auch für viele schrecklich sein werden, sie sind nicht endlos! Gott ist ein Gott des Maßes,[11] und damit sind auch Seine Erziehungsmaßnahmen gerecht und angemessen.

 

Wie die elf Punkte zeigen, ist "unser Evangelium", wie es Paulus nennt, kein anderes, sondern bestenfalls eine weiterführende Kenntnis der Zusammengehörigkeit von Juden und Hellenen (oder Nationen), die seit Golgatha möglich geworden ist.

 

Paulus spricht in 2Kor 4.3 noch vom "Verloren-Sein" derer, denen "unser" Evangelium verhüllt worden ist. Hier passen die bekannten Worte unseres Herrn als Erklärung trefflich hin, die wir in Joh 3.16,17 lesen: "Denn also liebt Gott den Kosmos, sodass er seinen alleiniggewordenen Sohn gab, auf dass jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern äonisches Leben habe. Denn Gott sandte seinen Sohn nicht in den Kosmos, auf dass er den Kosmos richte, sondern auf dass der Kosmos durch ihn gerettet werde."

 

Wenn Christus den Kosmos retten wird, kann nichts für immer verloren sein. Die wunderbaren Gleichnisse in Lukas Kapitel 15 zeigen das ebenfalls in beeindruckender Weise.

 

Da war z.B. der Sohn (11-32), der wusste, dass er "verloren" ist, und deshalb zurückkam. Er konnte selber zurückkommen.

 

Dann war da noch das Schaf (12-14). Das wusste vielleicht in­stinktiv, dass es verloren war, hätte aber nie zurückgefunden, selbst wenn es "gewollt" hätte.

 

Als Drittes dann die Münze (8-10). Sie hatte keine Ahnung, dass sie verloren wurde, und sie hätte nicht die geringste Veranlassung, irgendwohin zurückzukehren.

 

Wenn man das auf das Rettungshandeln Gottes überträgt, indem man heilsgeschichtlich mitdenkt, dann ergibt sich folgendes Bild:

Wer bewusst umkehren kann, den erzieht Gott solange, bis er es freiwillig tut (z.B. der Sohn). Wer nicht zurückkehren kann, den holt Gott selber zurück (z.B. das Schaf). Wer aber weder weiß, dass er verloren ist, noch dass er zurückkommen soll, dem wirkt Gott beides. Das Verlorene bleibt nicht verloren, weil Jesus der Retter des ganzen Kosmos ist![12] Das ist die Botschaft des  einen Evangeliums.

 

Denen, die zunächst verloren gehen, ist also "unser" Evangelium verhüllt. Warum das so ist, erklärt der nächste Vers:

 

2Kor 4:4 "… den Ungläubigen, in denen der Gott dieses Äons die Gedanken verblendet hat, damit ihnen der Lichtglanz des Evangeliums der Herrlichkeit des Christus, der Gottes Bild ist, nicht erstrahle."

 

Dass  Gott selber gemäß Ps 145.13 über allen Äonen regiert, ist tröstlich zu wissen. Er hat aber für eine bestimmte Zeit diesen jetzigen Äon an den Diabolos sozusagen "verpachtet". Die folgenden zwei Bibeltexte klären das:

 

Gal 1:4 "… der sich selbst für unsere Verfehlungen gegeben hat, damit er uns herausnehme aus dem gegenwärtigen bösen Äon gemäß dem Willen unseres  Gottes und Vaters,…" Der jetzige Äon ist also böse. Wer dies wirkt, lesen wir in Eph 2:2: "…in denen (den Verfehlungen) ihr einst wandeltet gemäß dem Äon dieses Kosmos, gemäß dem Anfänglichen der Autorität der Luft, des Geistes, der nun in den Söhnen der Unfügsamkeit innenwirkt." Der Anfängliche dieses Kosmos ist der Diabolos. Jesus selber nennt ihn so.[13] Dessen Geist beherrscht die "Atmosphäre".

 

Der Diabolos will natürlich nicht, dass die Menschen den "Lichtglanz des Evangeliums der Herrlichkeit des Christus" kennenlernen, und "verblendet" deshalb ihre Gedanken. Natürlich mit der Genehmigung Gottes. Letztendlich entscheidet Gott in Christus, wer aus dieser Verblendung wann befreit wird.

 

Noch ein paar Stichpunkte zu diesem Gedanken:

·         1Mo 3.1 - Diese Methode hat Satan schon zu Anfang benutzt (vgl. 2Kor 11.3).

·         1Kor 3.19 - Die Weisheit des Kosmos ist Torheit bei Gott.

·         1Kor 1.20 (KK); Röm 1.21,22 - Gott hat deshalb den Kosmos verdummt.

·         2Thes 2.11,12 - Wer der Wahrheit nicht glaubt, dem sendet Gott weitere Irrtümer.

·         Jes 5.21 - Mit eigener Weisheit lässt sich der Mensch besonders gut verblenden (vgl. Spr 3.7; 12.15; 26.12).

 

Noch ein Wort zum "Lichtglanz des Evangeliums". Das größte "Licht" für diesen Kosmos war die Veränderung (fr. Versöhnung), die Gott auf Golgatha bewirkte. (2Kor 5.19) Erst danach konnten die von den Äonen an verborgenen Geheimnisse zum besonderen Lichtglanz werden.[14]

 

Der, der "Gottes Bild" ist, Christus, ist auch die "Abstrahlung Seiner Herrlichkeit und der Abdruck (Charakter) Seines Wesens".[15] Das ist so: "… da in ihm all die Vervoll­stän­digung der Gottheit leiblich wohnt; …" (Kol 2.9)

 

Diesen Christus haben die Apostel vor uns verkündet, und wir tun gut daran, es ihnen nachzumachen. Davon lesen wir im nächsten Vers:

 

2Kor 4:5 "Denn wir verkündigen nicht uns selber, sondern Jesus Christus als Herrn, uns selber aber als eure Sklaven wegen Jesus."

 

Paulus hat Christus als Herrn verkündigt, und wie 1Kor 1:23 zeigt, besonders in Verbindung mit dem Ereignis auf Golgatha, wenn wir dort lesen: "… wir aber, wir verkünden Christus als angepfahlt, so ist es den Juden ein Ärgernis, den Nationen aber Torheit, …". Der zentrale Punkt der Verkündigung des Paulus war die damit von Gott bewirkte Veränderung des gesamten Alls, wie wir es z.B. an Kol 1.20 erkennen können: Gott gefiel es wohl, "… durch ihn in jeder Be­ziehung die Alle hinein in ihn zu verändern, Frieden machend durch das Blut seines Pfahles – durch ihn, seien es die auf der Erde, seien es die in den Himmeln."

 

Ebenso verkündete Paulus die Auferstehung des Christus[16] und hat Ihn als JA aller Verheißungen Gottes dargestellt, verbunden mit einer besonderen Schlussfolgerung, wie wir in 2Kor 1.19,20 sehen können: "Denn der Sohn Gottes, Christus Jesus, der unter euch durch uns verkündet wurde, durch mich und Silvanus und Timotheus, wurde nicht Ja und Nein, sondern in ihm ist ein Ja geworden. Denn so viele Verheißungen Gottes es gibt, in ihm ist das Ja, deshalb auch durch ihn das Amen, Gott zur Herrlichkeit durch uns."

 

Wir verkünden nicht uns, aber wir dürfen wissen und glauben, dass Christus als Haupt uns als Seinen Leib einsetzt, um all die herrlichen Verheißungen Gottes zu verwirklichen. Welch eine Erwartung! Auf diese Weise wird deutlich, dass die "Sklaverei"[17] des Christus höchste Freiheit bedeutet.

 

Ø  Weil es die Befreiung von der Sklaverei der Verfehlung ist. (Röm 6.18,22)

Ø  Weil es die Befreiung von Verurteilung ist. (Röm 8.1)

Ø  Weil es die Befreiung von Gericht und Tod ist. (J5.24)

 

Diese Freiheit hat es auch mit Licht zu tun, wie wir im nächsten Vers unseres Themas sehen:

 

2Kor 4:6 "Denn der Gott, der gesagt hat, aus Finsternis wird Licht leuchten, dieser ist in unseren Herzen aufgeleuchtet zum Lichtglanz der Kenntnis der Herrlichkeit Gottes im Angesicht Jesu Christi."

 

Dieser göttliche Herrlichkeitsglanz erleuchtet "unsere" Herzen. Wer sind die "uns"? Natürlich alle Glieder am Leibe des Christus, nicht nur Paulus und seine Mitarbeiter. Es ist "unser" Evangelium, das Evangelium aller Leibesglieder, nicht nur das des Apostels Paulus.[18]

 

Licht ist stets aktiv, während die Finsternis passiv ist. Man kann nur Finsternis "machen", indem man das Licht wegnimmt. Es gelingt niemals, die Finsternis zu benutzen um das Licht zu vertreiben![19] Sobald das Licht erscheint, muss die Finsternis weichen oder zu Licht werden.[20] Somit ist Finsternis die Abwesenheit von Licht.

 

Es ist das Gleiche mit Wärme und Kälte. Die Kälte kann niemals die Wärme vertreiben. Es wird nur kalt, wenn die Wärme entzogen wird. Man kann also nur Kälte "machen", indem man Wärme entzieht. Deshalb sind Kälte und Finsternis absolut passiv.

 

Wenn Gott in Seinem Heilsplan vorgesehen hat, alles wieder in sich zurückzuführen[21], muss es somit zu Licht werden. Alle Finsternis ist dann verschwunden. Das ist das Evangelium!

 

Dieser Licht-Gott, der auch Liebe ist,[22] ist also in unseren Herzen aufgeleuchtet! So hat Er auch durch den Geist die Liebe in unseren Herzen ausgegossen[23], und Paulus kann bezeugen, dass Christus in ihm enthüllt wurde.[24] Diese Herrlichkeitswirkung Gottes in Christus ist für jeden Glaubenden auch ein persönliches Evangelium.[25]

 

Ja, es ist ein "Schatz", wie wir in unserem letzten Vers der heutigen Betrachtung lesen können:

 

2Kor 4:7  "Wir haben aber diesen Schatz[26] in irdenen[27] Geräten[28], auf dass das Übermaß der Vermögenskraft von  Gott sei und nicht aus uns."

 

Wie wir in den vorangegangen Versen lesen konnten, ist dieser Schatz "das Evangelium von der Herrlichkeit Christi"[29] und "die Kenntnis von der Herrlichkeit Gottes". Wir haben ihn in "irdenen" Geräten, d.h. Gott hat sich das in den Augen des Kosmos Schwache auserwählt, weil Er sich in den Schwachen als stark erweist.[30]

 

Der Apostel Paulus macht uns durch sein persönliches Beispiel dazu Mut, diese Schwachheit als Stärke zu begreifen, wenn er schreiben darf:

 

"Und er hat zu mir gesagt: Dir genügt meine Gnade, denn meine  Vermögenskraft wird in Schwachheit vollendigt. Am liebsten werde ich mich daher vielmehr in meinen Schwachheiten rühmen, auf dass die Vermögenskraft[31] des Christus über mir zelte. Deshalb bin ich zufrieden in Schwachheiten, in Misshandlungen und Nöten, in Verfolgungen und Einengungen für Christus; denn wenn ich schwach bin, dann bin ich vermögenskräftig." (2Kor 12:9,10)

 

Auch den Philippern kann er gegen Ende seines Dienstes sagen: "Zu allem bin ich stark in dem, der mich innerlich vermögend macht." (Phil 4.13) Möge das auch unser Leitspruch sein, um das Evangelium nicht nur in Worten zu verkünden, sondern es auch persönlich in unserem irdischen Leben darzustellen.

 

Amen.

 



[1] Röm 8.20

[2] Röm 15:18 - "Denn ich werde nicht wagen, etwas zu sprechen, was nicht Christus durch mich gewirkt hat zum Gehorsam der Nationen in Wort und Werk,…"

[3] vgl. Röm 15.16; 2Kor 11.7 u.a.

[4] 1Petr 4.17

[5] vgl. 1Kor 9.12; 2Kor 2.12 u.a.

[6] vgl. Kol 1.25-27

[7] vgl. 1Kor 9.14; 15.1 u.a.

[8] Z.B. ELO, KNT, DÜ, MNT u.a.

[9] lat. genetivus subiectivus  oder genetivus explicativus / definitivus.

[10] Eph 2.14

[11] 2Kor 10:13 - "Wir aber werden uns nicht ins Maßlose rühmen, sondern gemäß dem Maß des Wirkungskreises, welchen uns der Gott des Maßes zugeteilt hat, um auch bis zu euch zu gelangen."

[12]

Mt 11.24

Verlorenes kommt in Gericht (Zurechtbringung).

EH22.2

Verlorenes wird geheilt.

2Sam 14.14

Verstoßenes bleibt nicht verstoßen.

Phil 2.10,11

Nachdem alle Verlorenen gerichtet und geheilt sind, werden sie Jesus als Herrn bekennen!

Joh 3.16,17; 4.42

Weil Jesus der Retter des Kosmos ist (s.o.).

 

[13] Joh 12:31  - "Nun ist das Gericht dieses Kosmos; nun wird der Anfängliche (grie. a;rcwn [archŏn]) dieses Kosmos nach draußen hinausgeworfen werden."

[14] Eph 3.9; Kol 1.26; vgl. 1Kor 2.7.

[15] Hebr 1.3 vgl. Kol 1.15; Joh 14.9.

[16] 1Kor 15.11,12

[17] 1Kor 7.22

[18] Eph 5.8,9; Kol 1.12,13; 1Thes 5.5; 1Petr 2.9.

[19] Ps 139.12 - Auch Finsternis würde vor dir nicht verfinstern, und die Nacht würde leuchten wie der Tag, die Finsternis wäre wie das Licht.

[20] Pred 2.13; Jes 42.16; 58.10; Mi 7.8; 2Kor 6.14.

[21] Röm 11.36 - Da aus ihm und durch ihn und hinein in ihn das All ist. Ihm ist die Herrlichkeit hinein in die Äonen. Amen.

[22] 1Joh 4.8,16.

[23] Röm  5.5 - "… die Erwartung aber enttäuscht nicht, da die Liebe Gottes ausgegossen worden ist in unseren Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben worden ist."

[24] Gal 1.15,16 - "Als es aber Gott wohlgefiel, der mich von meiner Mutter Leibe an abgesondert und durch seine Gnade berufen hat, seinen Sohn in mir zu enthüllen, auf dass ich ihn in den Nationen evangelisierte, unterbreitete ich dies nicht sofort Fleisch und Blut."

[25] [1Joh 4.16 - th.n  avga,phn  h]n         e;cei   o`    qeo.j     evn h`mi/n ]

    [                 die   Liebe    welche      hat     der  Gott      in    uns]

[26] Schatz - qhsauro,j (thäsauros) - Gespeichertes; w. für anderntags Gesetztes Mt 13.52. Das hell. Wort ist von qhsauri,zw (thäsaurizŏ) speichern Röm 2.5 abzuleiten. (WOKUB); die Vorratskammer, dasjenige, was aufbewahrt wird, der gesammelte Vorrat (Sch).

[27] irden - ovstra,kinoj (ostrakinos) 2x, 2Tim 2.20 - irden, tönern, im Bild die Gebrechlichkeit anzeigend (BW); irden, tönern, mit dem Nebenbegriff der Hinfälligkeit (Sch).

Anmerkung: Nicht zu verwechseln mit irdisch coi?ko,j (choikos) 4x, 1Kor 15. 47,48,49 - von Erde, von Lehm (Sch); aus Erde bestehend, irdisch (BW).

[28] Gerät* - skeu/oj (skeuos) - das Gerät, das irgendwelchen Zwecken dient, Gefäß (BW); Gefäß, Gerätschaft, Hausgerät (Sch); Gefäß, Gerät (ESS); Gerät, Gewand, Gefäß (S+B);

*[Gerät ist der Oberbegriff; Gefäß ist ein Gerät von vielen, für einen bestimmten Zweck].

Kla 4.2 - in der Darstellung des Gerichtshandelns Gottes an Jerusalem wird die Bedeutung von Tongefäßen deutlich; auch, dass Gefäße Leiblichkeiten darstellen.

Anmerkung: Tontöpfe gab es in Israel in Hülle und Fülle, und ihr Wert war gering. Wenn einer zerbrach, dann warf man ihn weg. Es wurden aber oft auch sehr wertvolle Dinge in ihnen verwahrt, z.B. Buchrollen.

[29] 2Kor 4.4; 2Kor 3.18; 2Kor 4.4.

[30] 1Kor 1.27; vgl. 5Mo 7.7,8; Ri 6.15.

[31] Vermögenskraft  ist von Gott - Eph 1.18,19 - Paulus betet, dass wir erkennen mögen, wie die überragende Vermögenskraft Gottes hinein in uns durch alle vier Gotteskräfte wirkt.

1. du,namij  [dynamis]  - Vermögenskraft;

2. evne,rgeia [energeia]  - Energie, w. Innenwirkung;

3. kra,toj    [kratos]      - Haltekraft;

4. ivscu,j    [ischys]      - Stärke).