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Die Herrlichkeit des Gottessohnes

- Teil 1 -

 (Nach einem Wortdienst von Wolfgang Einert, Nidda)


 

Aus aktuellem Anlass ist es mir wichtig, gerade diesem Thema einmal besondere Aufmerksamkeit zu widmen. Nicht nur in den Bereichen der historisch-kritischen Theologie, Liberaltheologie oder Textkritik wird die Stellung des Gottessohnes verändernd dargestellt, sondern auch bei (glücklicherweise) nur wenigen Brüdern aus "unseren Reihen".

 

Man lehrt z.B., dass Jesus als Gottessohn keine Präexistenz hatte, dass er nur ein Prophet wie Mose war, dass Sein zeugender Vater Joseph war, der Mann Marias, u.v.m. Manche sagen auch, Er sei nur in unseren Herzen auferstanden. Wir wollen sehen, was das Wort Gottes dazu sagt.

 

Ich habe als Grundlage für dieses Thema Hebräer Kapitel eins ausgesucht. Wir werden zur Betrachtung dieser 14 Verse aber mehrere Wortdienste brauchen, weil eine Fülle von Informationen in ihnen steckt. Der ganze Hebräerbrief ist ja auf den Sohn Gottes und Sein einmaliges Opfer ausgerichtet, das sowohl allzeit gültig als auch völlig ausreichend ist. Der Hebräerbrief will deutlich machen, dass Mose zwar ein großer Prophet war; dennoch war er nur Diener im Hause Gottes, während jetzt der Sohn des Hausherrn gekommen ist, der viel, viel größer ist als Mose.[1]

 

Doch nun zu den ersten vier Versen:

 

Hebr 1.1-4 - "Vielfältig und auf viele Weise sprach der Gott ehemals zu den Vätern in den Propheten, am letzten dieser Tage hat er zu uns im Sohn gesprochen, den er zum Erben für alle eingesetzt hat, durch den er auch die Äonen gemacht hat; welcher die Abstrahlung der Herrlichkeit und der Charakter seines Wesens ist und das All durch die Rede seines Vermögens trägt, hat sich zur Rechten der Majestät inmitten Hoher gesetzt, nachdem er die Reinigung von den Verfehlungen bewirkt hat; und er ist um so viel besser geworden als die Engel, wie er einen vorzüglicheren Namen vor ihnen ererbt hat."

 

Der Hebräerbrief beginnt mit dem Hinweis, dass Gott gesprochen hat. Da steht Er im Gegensatz zu falschen Göttern[2] und Götzenbildern, weil Er ein lebender Gott ist. Es ist große Gnade, dass Er sich uns durch Sein Wort offenbart hat, durch welches auch alles ins Dasein kam[3]. Wir hatten keinen Anspruch darauf, keiner hätte Ihn zwingen können.

 

Durch dieses Wort hat Er, wie Vers zwei zeigt, die Äonen gemacht, und dieses Wort ist in der Person Jesu Christi Mensch geworden. Johannes beschreibt dies in seinem Evangelium so: "Und das Wort wurde Fleisch und zeltete inmitten von uns, und wir schauten seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des Alleiniggewordenen seitens des Vaters, voller Gnade und Wahrheit. (Joh 1.14)

 

Der Gott der Bibel hat also, wie wir im ersten Vers gelesen haben, "vielfältig und auf viele Weise" gesprochen. Wie tat Er das?

 

Das vielfältige Sprechen Gottes geschieht z.B. durch Seine Schöpfung. In Ps 19 lesen wir, dass die Himmel die Herrlichkeit Gottes verkünden, und der Apostel Paulus hat bei mindestens zwei Gelegenheiten auf diese Tatsache verwiesen. Er sagt z.B. zu den Leuten aus den Nationen, dass sie keine Entschuldigung hätten: "… dieweil das Bekannte des Gottes inmitten von ihnen offenbar ist, denn Gott offenbarte es ihnen. Denn seine Unsichtbaren werden seit Erschaffung des Kosmos in den Gemachten verstandesmäßig wahrgenommen, außerdem auch sein Ungewahrbares, seine Vermögens-Kraft und Göttlichkeit, auf dass sie ohne Widerworte seien." (Röm 1.19,20)

 

Bei einer anderen Gelegenheit sprach er zu den Hellenen auf dem Areopag in Athen und erklärte ihnen den "unbekannten" Gott, indem er sagte: "Der Gott, der die Welt und alles, was darin ist, geschaffen hat, Er, der Herr des Himmels und der Erde, wohnt nicht in Tempeln, die mit Händen gemacht sind, noch wird Er von Menschenhänden bedient, als ob Er etwas benötige; gibt Er doch Selbst allen Leben und Odem und alles übrige. Er hat auch bewirkt, dass jede Nation der Menschen von einem einzigen her auf dem gesamten Angesicht der Erde wohnt. Er hat für sie zugeordnete Fristen und Wohngrenzen festgesetzt[4], damit sie Gott suchen sollten, ob sie wohl doch nach Ihm tasten und Ihn finden möchten, obwohl Er zwar nicht fern von jedem einzelnen unter uns ist; …" (KNT Apg 17.23-26)

 

Jeder kann Gott somit an Seiner Schöpfung erkennen. Wenn du in die Natur hinausschaust, siehst du in jeder Pflanze und jedem Tier Sein Wirken. Hebräer 1.1 spricht aber noch davon, dass es auf "vielerlei Weise" geschah. Die nachfolgende kleine Aufstellung soll dies zeigen:

 

1Mo 1.28; 3.8 

JHWH selbst; [im Sohn 2Kor 5.19];

1Mo 19.1; 1M18.1ff                      

Engel; Engel u. JHWH;

1Mo 20.3; 1M28.10ff; D7.1        

Träume;

Jes 6.1ff                                   

Visionen;

1Sam 3.4                                    

Stimmen;

4Mo 22.28; EH8.13                    

Tiere;

Dan 5.5ff                                    

Schrift an d. Wand.

 

Ferner konnten wir noch lesen, dass Gott auch Seine Propheten dazu gebrauchte, zu uns zu sprechen. Sein gesamter Heilswille ist in prophetischer Schau in Seinem Wort enthüllt, denn in Am 3.7 lesen wir: "Denn nicht tut JHWH, mein Herr, eine Sache, es sei denn, dass er sein Geheimnis enthüllte seinen Dienern, den Propheten." (DÜ)

 

Er benutzte dazu nicht nur die Propheten, die durch ihre Schriften im AT erhalten geblieben sind, sondern auch andere: "Von dem Tag an, da eure Väter herausgingen aus dem Erdland MiZRaJiM, bis zu dem diesem Tag entsandte ich zu euch all meine Diener, die Propheten, des Tages früh aufstehend und entsendend." (DÜ Jer 7.25)

 

Hier eine kleine Aufstellung dazu:

1Mo 20.7                 

 Abraham u. a.;

2Mo 15.20               

 Mirjam;

Ri 4.4                  

 Deborah;

1Sam 3.20                 

 Samuel;

1Kö 17.1                 

 Elia;

1Sam 2.27; 1R13.1,11    

 Namenlose Nennungen.

1Kö 18.4                 

 100 Propheten.

 

Die Schöpfung und die Propheten waren nicht die einzigen Mittel, die Gott gebrauchte, um zu uns zu sprechen. Wir lesen weiter in Vers 2:

 

Hebr 1:2 "…am letzten dieser Tage hat er zu uns im Sohn gesprochen, den er zum Erben für alle eingesetzt hat, durch den er auch die Äonen gemacht hat; …"

 

Der Ausdruck "zuletzt" erinnert den fleißigen Bibelleser bestimmt sofort an das Gleichnis von dem Besitzer des Weinbergs. Der hatte den Weinberg verpachtet und sandte viele seiner Knechte zu den Pächtern, um etwas Frucht zu holen. Alle seine Knechte wurden geschlagen oder getötet. Dann lesen wir: "Noch einen hatte er, einen geliebten Sohn, den sandte er als letzten zu ihnen, indem er sprach: Sie werden sich vor meinem Sohn scheuen. Jene Weingärtner aber sprachen zueinander: Dies ist der Erbe[5]; kommt, lasst uns ihn töten, und das Erbe wird unser sein." (ELB Mk 12.6,7)

 

Das Sprechen im Sohn ist der Höhepunkt der Prophetie. Sein prophetisches Auftreten ist im ganzen AT bezeugt.[6] Außerdem hat Er durch Sein Reden zu den Aposteln und Propheten des NT dieses göttlich autorisiert.[7] Die Ekklesia ist ja bekanntlich auf der Grundlage der Apostel und Propheten aufgebaut.[8]

 

Wer also diesen Gottessohn beseitigt, wie es die Pächter in dem Gleichnis taten, der wird im Gericht Gottes enden. Wer die wesenhafte Göttlichkeit Jesu, wie sie das Wort Gottes eindeutig bezeugt, wegredet, sollte sehr aufmerksam EH 22.18,19 lesen:

 

"Ich, ich bezeuge jedem, der die Worte der Prophezeiung dieses Buchröllchens hört: Wenn jemand zu diesen Wor­ten hinzufügt, so wird Gott ihm die Plagen hinzufügen, die in diesem Buchröllchen ge­schrieben sind; und wenn jemand von den Worten des Buchröllchens dieser Prophetie wegnimmt, wird Gott seinen Teil wegnehmen von dem Holz des Lebens und aus der heiligen Stadt, von den Worten, die in diesem Buchröllchen ge­schrie­ben wurden."

 

Wer den Gottessohn "beseitigt", indem er Seine Präexistenz wegredet, nimmt wesentliche Teile des Wortes Gottes weg und fällt damit unter Gericht.

 

In Micha 5.1 können wir von der Präexistenz Jesu Folgendes lesen: "Und du, BeJT-LäChäM ÄPhRaTaH, zu gering, um in den Tausendschaften JöHUDaHs befunden zu werden, aus dir wird mir einer herausgehen, Herrscher zu werden gebiets des JiSsRaEL, und seine Herausgehungen sind von der Vorzeit an, von den Tagen des Äons an." (DÜ)

 

Das hebräische Wort für "Vorzeit"[9] beschreibt das, was hinter dem Horizont liegt (es wird auch für Osten gebraucht). Hier ist sozusagen die Zeit der Horizont; demnach ist der Ursprung des Gottessohnes vor der Zeit, d.h. hinter dem Horizont befindlich. Das ist auch genau das, was Jesus in Joh 17.5 in Seinem Gebet bestätigte, wenn Er sagte: "Nun verherrliche du Mich, Vater, bei dir selbst mit der Herrlichkeit, die Ich bei dir hatte, bevor der Kosmos war." Das ist auch die Zeit, in der die Ekklesia in Christus auserwählt wurde.[10] Somit muss der Gottessohn vor Seiner menschlichen Geburt auf dieser Erde, als Menschensohn, vorher existiert haben.

 

Im Vers zwei wird aber noch eine andere Tatsache erwähnt, die allen, die die Präexistenz des Gottessohnes leugnen, entgegensteht. Es heißt doch dort: "… durch den er auch die Äonen gemacht hat; …" Über die Äonen als Schöpfungszeiträume haben wir ja schon oft gesprochen.[11] Wenn Gott durch den Sohn diese "Zeiträume" geschaffen hat, muss der Gottessohn ja existent gewesen sein! Und noch etwas: Wenn Gott durch den Sohn die Äonen gemacht hat, muss Er vor ihnen da gewesen sein. Folglich sind sie auch nicht endlos, was außerdem die Mehrzahlform belegt.

 

Doch nun zu den nächsten Aussagen dieser Verse, die die Herrlichkeit des Gottessohnes auf einmalige Weise bezeugen:

 

Hebr 1:3  "…welcher die Abstrahlung der Herrlichkeit und der Charakter seines Wesens ist und das All durch die Rede seines Vermögens trägt, hat sich zur Rechten der Majestät inmitten Hoher gesetzt, nachdem er die Reinigung von den Verfehlungen bewirkt hat;"

 

Die Formulierung "… welcher ... ist" erinnert in ihrer zeitlosen Art an das "ich, ich bin", was wir vor allem im Johannesevangelium finden.[12] Jesus sagte z.B. gemäß Joh 8.58 zu den Juden einmal Folgendes: "… Amen, amen, ich sage euch: Ehe Abraham wurde, ich, ich bin [grie. egŏ eimi]." Das NT wendet den Ausdruck "egŏ eimi" 45x auf Jesus an. Dieser Ausdruck stammt aus dem AT, was sich mit der Septuaginta[13] (LXX) beweisen lässt. Der Quelltext ist u.a. z.B.: 5Mo 32.39 - aWh ynIa] ynIa] yKi [KiJ ANiJ ANiJ HU]. Hier spricht JHWH in hebräischer Sprache: "denn ich ich er"; in der schon erwähnten Septuaginta lautet das in griechischer Sprache;  o[ti evgw, eivmi [hoti egŏ eimi].

 

Auch die Rede JHWH's zu Mose am brennenden Busch in 2Mo 3.14 wird von der LXX mit den gleichen Worten [egŏ eimi] wiedergegeben, obwohl im hebräischen Text hy<+h.a,( rv<åa] hy<ßh.a, [ÄHJäH ASchäR ÄHJäH] "ich werde, welcher ich werde" steht. Die Religionsführer der Juden wussten also, dass der Gott des AT mit Namen JHWH gemäß ihrer  Bibel (LXX) sagte, Er sei "egŏ eimi"!

 

Weil Jesus durch den wiederholten Gebrauch der Worte "egŏ eimi" eigentlich sagte: "ich ich er" und "ich werde, welcher ich werde", machte Er sich in den Augen der Juden Gott gleich, und man wollte Ihn deshalb töten. Davon lesen wir in Joh 5.18: "Deshalb suchten die Juden viel mehr, ihn umzubringen, da er nicht allein den Sabbat auflöste, sondern auch Gott seinen eigenen Vater nannte, sich selbst Gott gleich machend." Gleiches ist in Joh 10.33 zu finden: "Die Juden antworteten ihm: Wegen eines idealen Werkes steinigen wir dich nicht, sondern betreffs der Lästerung, und weil du, der du ein Mensch bist, dich selbst zu Gott machst."

 

Er, der hier mit "welcher" bezeichnet wird, ist also die Abstrahlung der Herrlichkeit Gottes. Was hat denn der Apostel Paulus gesehen, als er auf dem Weg nach Damaskus war? In Apg 9.3 steht: "Beim Gehen aber geschah es, dass er Damaskus nahte, und plötzlich umblitzte ihn Licht aus dem Himmel." Es war die Abstrahlung der Herrlichkeit Gottes. Licht, heller als die Sonne.[14] Die Stimme sagte: "Ich, ich bin Jesus…" Bei einer anderen Begebenheit, etliche Jahre vorher, war Jesus mit drei Seiner Lernenden auf dem Berg, und sie erlebten ebenfalls die Abstrahlung der Herrlichkeit Gottes durch Christus.[15]

 

Dazu gibt es auch noch einen geistlichen Aspekt. In 2Kor 4.4-6 spricht Paulus davon, wem das  Evangelium verhüllt ist, und sagt: "… den Ungläubigen, in denen der Gott dieses  Äons die Gedanken verblendet hat, damit ihnen der Lichtglanz des Evangeliums der Herrlichkeit des Christus, der  Gottes Bild ist, nicht erstrahle. Denn wir verkünden nicht uns selber, sondern Jesus Christus als Herrn, uns selber aber als eure Sklaven wegen Jesus. Denn der Gott, der gesagt hat, aus Finsternis wird Licht leuchten, dieser ist in unseren Herzen aufgeleuchtet zum Lichtglanz der Kenntnis der Herrlichkeit Gottes im Angesicht Jesu Christi." Auch im geistlichen Bereich sind somit die Herrlichkeit Gottes und der Christus eine untrennbare Einheit.

 

Weiterhin wird in Hebr 1.3 noch gesagt, dass Er auch der "Charakter[16] seines Wesens" ist. Dieser Ausdruck zeigt doch, dass es zwischen Gott und Christus eine Wesensgleichheit gibt. So, wie der Abdruck auf einer Münze dem Prägestempel entspricht, so auch hier. Wenn Jesus sagt: "Ich und der Vater sind eins"[17], dann heißt das nicht nur, dass sie einer Meinung seien.

 

Man muss natürlich bei dieser Betrachtung die Person vom Wesen unterscheiden. Der Vater ist natürlich nicht der Sohn, so wie der Sohn nicht der Vater ist. Sie sind aber wesenseins! Da sagt Philippus zum Herrn: "Zeige uns den Vater!"[18] Jesus antwortet und sagt: "So lange Zeit bin ich mit euch, und du hast mich nicht erkannt, Philippus? Der, der mich gesehen hat, hat den Vater gesehen. Wie sagst du: Zeige uns den Vater?" Jesus betont immer wieder diese wesenhafte (nicht personelle) Übereinstimmung mit Seinem Vater. Er ist in der Tat "der Charakter seines Wesens".

 

In Hebr 1.3 heißt es auch noch, dass Er "das All durch die Rede seines Vermögens trägt". Hier geht es um das fließende, dynamische Wort Gottes, welches in und durch Christus wirkt. Da der Vater Ihm alles übergeben hat[19], ist demnach die gesamte Schöpfung von Ihm abhängig. 

 

In dieser Funktion sitzt Er nun auch "in der Rechten der Majestät". Das ist nicht nur die rechte Seite neben Gott, dem Vater, sondern die Mehrzahlform zeigt, dass es auch um juristische Rechtsgrundlagen geht. Gott hat die rechtlichen Voraussetzungen geschaffen, um das ganze All in Seine Herrlichkeit zu bringen. Das wird genau dadurch angezeigt. Christus hat dafür bezahlt und sitzt jetzt aufgrund dieser Rechtsgrundlagen an dieser erhabenen Stelle.

 

Was lernen wir aus Hebr 1.3 noch? Christus sitzt "in(mitten) Hoher".[20] Wer sind diese Hohen? Die grammatische Form macht deutlich, dass es sich um Personen handelt. Welche hohen Persönlichkeiten sind denn um den Thron herum angeordnet?

 

In Enthüllung Kapitel 4 erhalten wir ja einen gewissen Einblick in das Throngebiet. Unser Thema hier ist aber in Hebr. 1 angesiedelt, und im Vers 10 erhalten wir eine überraschende Antwort. Der Vater spricht zum Sohn und sagt zu Ihm: "Du, Herr, hast gemäß Anfänglichen die Erde gegründet, und die Himmel sind Werke deiner Hände." Das ist ein Zitat aus dem Psalm 102 Vers 26. Damit wir feststellen können, wer die "Anfänglichen" sind, lesen wir im Quelltext: "Für Angesichter gründetest du das Erdland … " (DÜ) Die Angesichter im AT sind hochrangige Engel. Damit ist auch klar, wer die Anfänglichen sind.[21]

 

In diesem Zusammenhang sei noch Eph 2.6 erwähnt: "Auch erweckte er uns zusammen und setzte uns zusammen nieder in den aufhimmlischen Bereichen in Christus Jesus, …" Da die Leibesglieder des Christus, wie die Bezeichnung ja sagt, mit Ihm eins sind, sitzen sie an der gleichen Stelle. Welch ein Vorrecht!

 

Nun noch zu Hebr 1:4, dem letzen Vers für diesen Wortdienst: "… und er ist um so viel besser[22] geworden als die Engel, wie er einen vorzüglicheren[23] Namen vor ihnen ererbt hat."

 

Gemäß der Darstellung des Apostels Paulus im Philipperbrief (2.9) hat Jesus nach Seiner Erhöhung einen Namen bekommen, "der über jedem Namen ist".[24] Es ist der einzige Name, in dem Rettung möglich ist.[25] Im gleichen Kapitel Vers 10 lesen wir noch: "… auf dass in dem Namen Jesu jedes Knie sich beuge, der Aufhimmlischen und Irdi­schen und Unterirdischen, … " Im Buche Jesaja steht das auch genauso und wird auf den Gott des AT angewandt. Wenn es nur einen Retter gibt und nur ein Name dafür steht, dann müssen Gott-Vater und Gott-Sohn eine wesenhafte Einheit sein.

 

Leider wird von den "Irr-Theologen" der Gegenwart der Fehler gemacht, den Gott des AT von dem des NT zu trennen. Wir lernen aber gerade hier in Hebr. Kapitel 1, dass der Vater den Sohn als Gott und Schöpfer bezeichnet. Wer allerdings die Briefe des NT als nicht von Gott autorisiert ansieht, mit dem brauchen wir nicht mehr zu argumentieren. Da fehlt die Grundlage. Wir aber, die dem ganzen Wort Gottes glauben und es nicht eigenmächtig sortieren, werden die wesenhafte Göttlichkeit Jesu auf das Deutlichste erkennen können.

 

Zu diesem Zweck möchte ich (wir werden später nochmals darüber sprechen) jetzt eine Reihe von Bibeltexten anfügen, die uns in aller Klarheit diesen Sachverhalt schildern. Ich werde zu jedem Text ein paar erklärende Worte anfügen:

 

Joh 1:1  "Im Anfang war das Wort, und das Wort war zu  Gott hin, und Gott war das Wort." Hier wird die Göttlichkeit des personifizierten Wortes bestätigt.

 

Röm 9:5 "…denen die Väter sind und aus denen gemäß dem Fleisch der Christus ist, der über allen Gott ist, der Gesegnete in die Äonen. Amen." Christus ist in Seiner Göttlichkeit ein Gesegneter. Leider wird durch unzulässige Satzumstellung diese Wahrheit oft verschleiert.

 

Tit 2:13 "… empfangsbereit für die glückselige Erwartung und für das Auferscheinen der Herrlichkeit des großen Gottes und Retters von uns, Jesus Christus." Hier stehen zwei Titel aber nur ein Name. Aus diesem Grund handelt es sich hier nur um eine Person und nicht, wie oft durch nicht erlaubte Hinzufügung eines Artikel vorgetäuscht wird, um zwei.

 

Hebr 1:8 "… zu dem Sohn aber (sagt der Vater): "Dein Thron, o[26] Gott, ist hinein in den Äon des Äons, und der Herrscherstab der Geradheit ist Herrscherstab deiner Regentschaft;…" Der Vater bezeichnet den Sohn als Gott!

 

Hebr 1:10 "… Und: "Du, Herr, hast gemäß Anfänglichen die Erde gegründet, und die Himmel sind Werke deiner Hände;…" Der Vater bezeichnet den Sohn als Herr und Schöpfer. Das hier genannte Zitat aus Psalm 102.26 zeigt, dass der, der im AT als Schöpfer bezeichnet wird, demnach der Sohn Gottes ist. Wer allerdings den Hebräerbrief nicht als inspiriert ansieht, wird zu einer Fehldeutung kommen.

 

Hebr 3:4 "Denn jedes Haus wird von jemand erbaut; der aber alles erbaut hat, ist Gott." Wenn 1.10 richtig ist, dann ergibt sich der Gedanke hier folgerichtig: Wer alles geschaffen hat, muss demnach Gott sein. Wenn der Sohn alles geschaffen hat, ist er demnach wesenhaft göttlich.

 

1Joh 5:20 "Wir nehmen aber wahr, dass der Sohn Gottes eintraf und uns eine Denkart gegeben hat, auf dass wir den Wahrhaftigen erkennen; und wir sind in dem Wahrhaftigen, in seinem Sohn Jesus Christus. Dieser ist der wahrhaftige Gott und äonisches Leben." Nur der, der diese "Denkart" geschenkt bekam und allen Gottesworten glauben kann, wird den Wahrhaftigen erkennen.

 

Dieser Wahrhaftige hat einen "vorzüglicheren" Namen, was wörtlich heißt: Einen durchtragenderen Namen.52 Der Name, der über allen Namen steht, ist in der Tat auch der, der durchträgt. Er trägt alles durch bis zu Vollendung der Heilsgeschichte Gottes.

 

Zusammenfassend seien hier noch einmal die zehn Punkte aufgeführt, die uns in den ersten vier Versen des Hebräerbriefes die Herrlichkeit des Gottessohnes vor Augen führen:

 

1.   Gott spricht im Sohn.

2.   Der Sohn ist Erbe von allem.

3.   Durch den Sohn sind die Äonen gemacht.

4.   Der Sohn ist die Abstrahlung der Herrlichkeit Gottes.

5.   Der Sohn ist der Abdruck des Wesens Gottes.

6.   Der Sohn trägt das All durch die Rede seines Vermögens.

7.   Der Sohn hat sich gesetzt in der Rechten der Majestät

      inmitten Hoher.

8.   Der Sohn bewirkt die Reinigung von den Verfehlungen.

9.   Der Sohn ist besser geworden als die Engel.

10. Der Sohn hat einen durchtragenderen Namen ererbt.

 

Amen.


 

 



[1] Hebr 3.1-6 !!

[2] Jes 37.19; Dan 5.4

[3] Joh 1.1-3

[4] Gott hat Zeitpunkte und Grenzen gesetzt (Theos - der Setzende - ti,qhmi [tithämi] - setzen + männl. Endung - oj [os]).

[5] w. - gesetzgemäß Beloster. Dies ist der bessere Ausdruck, da der Erblasser ja nicht stirbt.

[6] Lk 24.44

[7] Apg 9.4; 22.7; 26.14; Röm 15.18

[8] Eph 2.20

[9]  ~d,q, [QäDäM]

[10] Eph 1.4

[11] S. Wortdienste Nr. 008/009.

[12] welcher ist - o]j w'n (hos ŏn part.pr.a. von eivmi, [eimi]) seiend = zeitlos; erinnert an "ich, ich bin" - evgw. eivmi, (egŏ eimi);

[13] Die griechische Übersetzung des AT, ca. 200 v.Ztr.; abgekürzt LXX.

[14] Apg 26.13

[15] Mt 17.2ff

[16] Charakter (Abdruck) - carakth,r (charaktär) 1x - volle Übereinstimmung. Das Wort kommt von "eingravieren" i.V.m. Münzen oder Wachssiegeln.

[17] Joh 10.30; 12.45; 14.9

[18] Joh 14.8,9

[19] Mt 11.27

[20] in(mitten) Hoher - u`yhloi/j (hypsälois) - adj. pl. !

[21] Leider wird in den traditionellen Bibelübersetzungen weder die Mehrzahl beachtet noch das korrekte Wort übersetzt. Z.B. wird  im AT für Angesicht Anfang gewählt, was keinerlei Übereinstimmung hat.

[22] besser - krei,ttwn (kreittŏn) - Komparativ [Steigerung] von avgaqo,j (agathos).

[23] vorzüglich - dia,foroj (diaphoros) - w. durchtragend (DÜ).

[24] …über jeden Namen ... ; auch über JHWH, da dieser Name einen Zusatz erhielt. Jesus Christus ist jetzt der JHWH-Retter. ER ist auch der ku,rioj (kyrios - Herr), der im AT Titel des Höchsten war (Joh 20.28).

[25] Apg 4.12

[26] o` qeo,j - steht hier im Vokativ.

Siehe:

1. BWW-Friberg Morphology.

2. Sprachlicher Schlüssel v. Rienecker.

3. Schola Verbi, J. Dey, S. 11 u. 54.

4. Bibel-Griechisch, Stoy / Haag, T26, S. 294 II 2. "Der Artikel steht vor Nominativ zum Ausdruck des Vokativs."